Bisher haben neun Bundesländer den Schulbetrieb wieder aufgenommen, die anderen werden bis Mitte September folgen. Wenn Schüler:innen und Lehrer:innen wieder in den Schulalltag starten, stellt sich regelmäßig die Frage nach dem Stand der Digitalisierung an deutschen Bildungseinrichtungen – und damit auch nach dem Fortschritt des Breitbandausbaus.

Von Jürgen Müller, Leiter der Abteilung Datennetze bei Axians Deutschland.

Seit 2019 stellte der Bund für den Digitalpakt Schule 5 Milliarden Euro zur Verfügung. Damit wurden Präsentationstechnik und digitale Endgeräte wie Whiteboards und Tablets, schulisches WLAN, Maßnahmen zur IT-Administration und die Aus- und Weiterbildung des Lehrpersonals finanziert. Parallel dazu gab es ein Sonderprogramm zur Gigabit-Versorgung für die Förderung des Glasfaserausbaus an Schulen sowie ergänzende Förderprogramme der Bundesländer.

Diese Fördergelder sind nahezu ausgeschöpft. Da ist es eine gute Nachricht, dass mit dem Digitalpakt 2.0 in den nächsten Jahren rund 2,25 Milliarden Euro aus dem Sondervermögen für Infrastruktur zur Verfügung stehen werden. Hinzu kommen 250 Millionen Euro für das Programm „Digitales Lehren und Lernen“. Trotz dieser Finanzierungszusage bleiben für Landkreise, Städte und Kommunen sowie private Träger jedoch eine Reihe von Herausforderungen bestehen.

Neben bürokratischen Hürden umfasst der Breitbandausbau die Installation der Netzwerktechnik und den Aufbau einer IT-Infrastruktur. Zunächst muss ein Medien-Entwicklungsplan für die Schule erstellt werden, danach können Finanzierungsquellen erschlossen werden. Anträge werden schrittweise gestellt und Fördermittel fließen erst nach Abschluss des jeweiligen Projektabschnitts: Nachdem die Netzwerktechnik eingebaut und installiert ist, können Endgeräte und Softwarelizenzen beschafft werden.

In den meisten Schulen erfolgt der Ausbau in Bestandsgebäuden und damit oft im laufenden Schulbetrieb. Das erfordert eine präzise Planung und Koordination im Vorfeld, um den Unterricht oder Abendveranstaltungen nicht zu stören. Die Vernetzungsarbeiten dauern in der Regel einige Monate. Lärmende Arbeiten müssen von den ausführenden Unternehmen außerhalb dieser Zeiten erledigt werden.

Die Ausmessungen für eine optimale WLAN-Abdeckung in den Klassenräumen können nur vor Ort unter Berücksichtigung der jeweiligen baulichen Gegebenheiten erfolgen, wie z.B. dicke Wände oder eine historische Bausubstanz. Individuelle Wünsche der Schulleitung müssen hinsichtlich ihrer Realisierbarkeit geprüft werden, wobei hohe Sicherheitsstandards einzuhalten sind.

So gibt es Schulen, die z.B. einen Remotezugriff auf bestimmte Systeme fordern, damit notwendige Administratoren-Aufgaben wie das Aufspielen von Software-Updates auch außerhalb des Unterrichts erfolgen können. Für den zukunftsfähigen Ausbau drahtloser Technologien ist das Know-how spezialisierter Unternehmen erforderlich.

Sie müssen eine skalierbare, ausfallsichere Netzinfrastruktur aufbauen, die zukünftige Datenströme bewältigt und IT-Ausfälle reduziert. Ein weiterer Punkt ist das Einrichten getrennter WLAN-Netze für Schüler:innen, Lehrer:innen und die Verwaltung. Damit werden Schülerdaten, Lehrpläne oder Prüfungsunterlagen vor unbefugtem Zugriff geschützt.

Nur die im jeweiligen Netz registrierten Geräte sind nutzungsberechtigt. Lehrer:innen können z.B. im Schülernetz das zeitlich begrenzte Aufrufen bestimmter Webseiten freischalten, die für das digitale Lernen benötigt werden. Ebenso wird in der Regel ein separates Netz für die Schulverwaltung und das Gebäudemanagement eingerichtet. Damit erhöht sich die Sicherheit aller am Schulbetrieb beteiligten Personen.

Das digitale Lernen als Ergänzung zum analogen Unterricht kann durch die flexible Wiederholung und Vertiefung von Inhalten Lernprozesse unterstützen und individuelles Lernen fördern. Die Verbindung von analogem und digitalem Lernen trägt dazu bei, dass Lernen ganzheitlicher, abwechslungsreicher und nachhaltiger gelingt.

Der Ausbau von Breitbandnetzen in Schulen und Bildungseinrichtungen ist für Kommunen und Landkreise deshalb weit mehr als nur ein technisches Vorhaben. Solche Projekte legen das Fundament für zeitgemäße Lehr- und Lernmethoden. Sie sind eine Investition in die Bildung kommender Generationen und damit eine Stärkung des Standorts.

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