Eine im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie (BMWi) erstellte Studie zum Thema "Das wirtschaftliche Potenzial des Internet der Dienste" wurde kürzlich veröffentlicht.

Die Studie wurde im Auftrag des (BMWi von Berlecon Research gemeinsam mit der International Business School of Service Management (ISS), dem Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) und Pierre Audoin Consultants (PAC) durchgeführt. Ihr liegen u. a. repräsentative Unternehmensbefragungen, zahlreiche Expertengespräche und Modell- rechnungen zugrunde.

Zentrales Ergebnis der Studie ist: Im Internet entsteht derzeit eine neue Dienstleistungswirtschaft - das "Internet der Dienste". Vor allem durch Technologien wie Cloud Computing, Service Orientierte Architekturen oder Webservices nimmt das Spektrum der Dienstleistungen, die über das Internet angeboten oder genutzt werden können, massiv zu.

Hierzu sagte Hans-Joachim Otto, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie: "Die vom BMWi in Auftrag gegebene Zukunftsstudie verdeutlicht ganz klar, dass das Internet das Potenzial dazu hat, sich zum globalen Baukasten für webbasierte Dienste zu entwickeln. Diese Entwicklung ist nicht nur für die deutsche IKT-Branche, sondern für die deutsche Wirtschaft insgesamt Herausforderung und Chance zugleich. Mit dem Aktionsprogramm Cloud Computing hat das BMWi gemeinsam mit Wirtschaft und Wissenschaft bereits die Initiative ergriffen, die Wachstumspotenziale des Internet der Dienste zu erschließen."

Für die IKT-Branche bietet dieses "Internet der Dienste" zahlreiche neue Marktchancen. So wird etwa das Umsatzvolumen mit Angeboten von Rechenleistung, Speicherkapazitäten oder Softwarelösungen über das öffentliche Internet (sog. Public-Cloud-Angeboten) bis zum Jahr 2025 von heute knapp 650 Millionen Euro auf über 20 Milliarden Euro anwachsen, schätzen die Analysten von Pierre Audoin Consultants (PAC).

Das entspricht etwa 20 Prozent der gesamten IT-Ausgaben deutscher Unternehmen. Allein im Bereich der internetbasierten Softwarelösungen (Software as a Service - SaaS) werden die Umsätze mit Public-Cloud-Lösungen bis 2025 auf 11 Milliarden Euro ansteigen - das entspricht einem Anteil von 90 Prozent aller Ausgaben für Standardsoftware in Deutschland. Hinzu kommen Umsätze im Projektgeschäft rund um Public-Cloud-Lösungen in Höhe von schätzungsweise 1,6 Milliarden Euro im Jahr 2025.

Diese Zahl berücksichtigt nicht den Markt für "Private Cloud Computing", bei dem Rechenleistungen, Speicherkapazitäten oder Anwendungen in virtualisierten Umgebungen für einzelne Unternehmen bereitgestellt werden. Derzeit ist dieser Markt rund zweieinhalb mal so groß wie wie der Markt für Public Cloud Computing, der gesamte Cloud-Markt liegt damit - je nach Abgrenzung - im Bereich von 2 bis 3 Milliarden Euro.

Im Jahr 2025 dürfte der Umfang des Public-Cloud-Markts den für Private-Cloud-Leistungen deutlich übersteigen. Umsätze mit Private Clouds werden dann nur noch etwa die Hälfte der Umsätze mit Public-Cloud-Leistungen ausmachen - also etwa 10 Milliarden Euro. Damit würden insgesamt Größenordnungen von bis zu 30 Milliarden Euro erreicht werden.

"Unsere Analysen zeigen, dass der Ansatz, IKT-Ressourcen als webbasierte Dienstleistung zu beziehen, nicht nur eine kurzfristige Modeerscheinung ist" erklärte Nicole Dufft, Geschäftsführerin von Berlecon Research. Für die IKT-Branche bedeutet das eine tiefgreifende Veränderung der Marktstrukturen. Denn das Umsatzwachstum bei Cloud Computing geht teilweise zu Lasten anderer Marktsegmente, z.B. des klassischen Lizenz- oder Projektgeschäfts.

"IKT-Anbieter müssen sich darauf vorbereiten, sonst laufen sie Gefahr zurückzufallen oder sogar ganz vom Markt zu verschwinden", so Dufft weiter. "Gerade kleine und mittelständische IKT-Anbieter müssen in diesem Umfeld neue Wege gehen, um langfristig am Markt bestehen zu können." Für sie bietet das Internet der Dienste aber auch neue Chancen. Sie können beispielsweise durch die Anbindung an große Cloud-Plattformen leichter größere Kundenkreise ansprechen und internationale Märkte erschließen.

Staatssekretär Otto sagte: "Es kommt darauf an, den Mittelstand fit zu machen für die neuen Herausforderungen. Mit dem THESEUS-Forschungsprogramm fördert das BMWi mit 100 Millionen Euro Basistechnologien, die jetzt schon zu neuen Diensten und erfolgversprechenden Geschäftsmodellen im Internet führen. Der Mittelstand war von Anfang an mit im Boot. Mit dem vom BMWi gestarteten Technologiewettbewerb 'Trusted Cloud' wollen wir die Eintrittshürden für neu entstehende Märkte für den Mittelstand weiter senken und sie gezielt ansprechen, sich mit innovativen Projektideen zu beteiligen.

"Während in der IKT-Branche die Bedeutung dieser Entwicklungen auf breiter Front erkannt und diskutiert wird, beschränkt sich die Diskussion in anderen Branchen meist noch auf Kosteneinsparpotenziale und Effizienzgewinne. Dass Cloud-Technologien aber ein wichtiger Wegbereiter für innovative Dienstleistungs- angebote und Geschäftsmodelle in allen Branchen sind, wird noch nicht hinreichend wahrgenommen", betont Nicole Dufft. "Doch im Internet der Dienste werden künftig auch Unternehmen außerhalb der IKT-Branche immer öfter selbst zu Anbietern von webbasierten Diensten und Anwendungen."

Diese Entwicklung wird der deutschen Wirtschaft in den kommenden Jahren wichtige Wachstumsimpulse liefern.

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