Die Britin Ada Lovelace entwirft um 1840 das erste Programm für einen Computer – und wird so zur Mitbegründerin der modernen Informatik. Die Erinnerung an die Mathematikerin soll anderen Frauen Mut machen, sich mit Technik zu beschäftigen. Debora von Scheliha, Head of Marketing DACH bei Red Hat, erklärt, warum ein Tag wie der Ada Lovelace Day auch heute noch seine Bedeutung hat.

Ungefähr ein Jahrhundert bevor Konrad Zuse die erste programmierbare Rechenmaschine entwickelte, schrieb Ada Lovelace in den 40er-Jahren des 19. Jahrhunderts das erste Computerprogramm der Welt. Ihr wissenschaftlicher Beitrag fand zu ihren Lebzeiten kaum Anerkennung. Erst Mitte des 20. Jahrhunderts, mit Beginn des Computerzeitalters, wurde die Bedeutung ihrer Abhandlungen erkannt.

Heute wird Ada Lovelace zu Recht als erste Programmiererin der Welt bezeichnet, es gibt sogar eine Computersprache, die nach ihr benannt ist.

Die Leistung von Ada Lovelace ist umso beindruckender, wenn man sich die patriarchalische Gesellschaftsstruktur der damaligen Zeit vor Augen hält: Frauen wurden weder als selbstständig noch als mündig betrachtet. Die Frauenbewegung der Sufragetten nahm in Großbritannien erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts ihren Ursprung, gut 50 Jahre nach Ada Lovelaces Tod 1852.

Inzwischen hat sich viel verändert, seit Jahren gibt es Initiativen, Mädchen und junge Frauen in MINT-Berufen und Programmierteams zu fördern. Trotzdem kann von einer diversen Tech-Welt noch lange keine Rede sein. Der Ada Lovelace Day will deshalb Frauen Mut machen, sich mit IT zu beschäftigen. Und das ist dringend notwendig – auch wenn sich eine große Hürde auftut: Wir alle denken immer noch unbewusst in Schubladen.

Und auch wenn Gleichberechtigung heute eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein sollte, handeln wir nicht immer danach. Denn von Kindesbeinen an bekommen wir Stereotypen und Verhaltensweisen mit auf den Weg, die wir später – ob nun Mann oder Frau – nicht so einfach abschütteln. Was ich damit meine? Das zeigt eindrucksvoll ein Experiment von Mindspace.

22 Personen – Frauen und Männer, jung und alt, aus unterschiedlichen Kulturkreisen – wurden gebeten, ein Rätsel zu lösen:

Ein junger Mann wird von seinem Vater zu einem Vorstellungsgespräch für einen Job bei einer großen Börsengesellschaft gefahren. Gerade als sie auf dem Parkplatz der Firma ankommen, erhält der Sohn einen Telefonanruf – vom CEO des Unternehmens: „Viel Glück, mein Sohn, du schaffst das“. Die Teilnehmer des Experiments konnten das Rätsel nicht lösen. Wie kann der Vater ihn anrufen, obwohl er neben ihm sitzt? Dabei ist die Antwort so einfach: Der CEO ist seine Mutter.

Nun arbeiten Tech-Unternehmen mit Hochdruck daran, eine vielfältige Arbeitswelt zu schaffen. Das reicht von dedizierten Förder-, Networking- und Mentoring-Programmen über flexible Arbeitszeit- und Arbeitsplatzmodelle bis hin zu Trainings für die Überwindung von Unconscious Bias. Denn jenseits von Grundgesetz und Firmen-Leitlinien wirken ganz andere Kräfte auf die Karrierepfade von Frauen:

Es sind die Schranken im eigenen Kopf, die Schranken im Kopf der Chefs, der Kollegen und der Kolleginnen.Jeder einzelne ist deshalb gefordert, immer wieder sein Denken zu hinterfragen und Perspektiven zu wechseln. Mein Appell an die Frauen: Reißt eure eigenen Barrieren ein, traut euch mehr zu, tretet mit mehr Selbstbewusstsein auf!

Einen Ausspruch „Ach nein, das kann ich gar nicht“ ist mit ungleich höherer Wahrscheinlichkeit von einer Frau zu hören als von einem Mann. Kaum ein psychologisches Konzept zum Thema Mann-Frau-Unterschiede lässt sich so stabil nachweisen: Männer überschätzen, Frauen unterschätzen ihre Fähigkeiten.

Jeder hat es aber selber in der Hand, seinen beruflichen Weg zu steuern. Eine Frauenquote – so finde ich – ist da kontraproduktiv, vielmehr fördert sie wieder Stereotype. Ganz nach dem Red-Hat-Prinzip der Meritokratie sollte die Leistung und nicht das Geschlecht zählen.

Fakt ist, jeder Einzelne von uns ist für seine Gedanken und Handlungen verantwortlich, jeden Tag. Wir können uns dafür entscheiden, Stereotypen zu hinterfragen, Vorurteile zu bekämpfen, Situationen zu verbessern und die Leistungen von Frauen zu feiern. So kann jeder von uns dazu beitragen, eine Welt zu schaffen, in der die Geschlechter gleichgestellt sind. Und eine gleichberechtigte Welt ist eine befähigte Welt.

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