Altanwendungen besitzen nicht unbedingt einen besonders guten Ruf, obwohl sie viele Jahre lang ihren Dienst treu und zuverlässig verrichtet haben. Nadine Riederer, CEO bei Avision, erklärt warum es an der Zeit ist, mit den größten Vorurteilen aufzuräumen - denn viele betagte Applikationen haben eine zweite Chance verdient.

Allein die Nennung des Begriffs Legacy-Software ruft bei vielen Entwicklern bereits Bilder von verstaubten Röhrenmonitoren, Fortran 77 und unlesbarem Code aus grauer Vorzeit hervor. Dieses Negativ-Image haben Altanwendungen nicht verdient. Jedenfalls nicht alle.

Die Legacy-Software-Schublade, in der altgediente Programme gerne landen, ist schnell geöffnet, in vielen Fällen allerdings zu Unrecht. Dabei wäre ein sorgsamer Umgang mit ihnen angebracht, denn hier steckt großes Potential zur Einsparung von Ressourcen und Kosten.

Ein Rückblick: Vor nicht allzu langer Zeit ging die IT-Branche dazu über, immer größere Applikationen zu bauen, die mit steigender Komplexität immer mehr Anforderungen erfüllen sollten. Ambitionierte Entwickler-Teams sind mittlerweile dazu übergegangen, diese etwas ergrauten Anwendungen abzulösen – und zwar mit noch größeren Applikationen.

Und während Unternehmen die Öffentlichkeit nur zu gerne über Erfolge in diesem Bereich unterrichten, ist von den vielen gescheiterten Projekten meist nie wieder etwas zu hören. Die Zahl der fehlgeschlagenen Ablösungsversuche ist aus diesem Grund kaum zu beziffern, sie dürfte allerdings nicht gerade klein sein – was mit der Komplexität dieser Projekte zusammenhängt.

Auch deshalb gilt: Legacy-Software hat eine zweite Chance verdient und muss nicht komplett im digitalen Mülleimer landen. Denn wenn es um das Lösen von unternehmensspezifischen Aufgaben geht, ist die hauseigene Software unschlagbar – auch nicht von vorgefertigten externen Produkten.

So sollten Unternehmen ihren Fokus eher darauf legen, ihre alten Anwendungen nach umfangreicher Inventur Schritt für Schritt technologisch dort zu modernisieren, wo es nötig ist. Bei unveränderten Geschäftsprozessen müssen Entwickler die Logik nicht verändern, aber vielleicht brauchen die Benutzeroberflächen einen neuen Anstrich und eine einfachere Bedienung?

Auch bei der verwendeten Programmiersprache muss es nicht der neueste, meist kurz andauernde Trend sein. So lange es sich um C und nicht um COBOL handelt, wird es genug Entwickler geben, die mit dem Code arbeiten können.

Natürlich gibt es auch bei alten Anwendungen einen Point of no Return, ab dem eine neue Software notwendig ist. Oftmals greifen Unternehmen dann gern direkt zur vorgefertigten Lösung von der Stange.

Wer seine Applikationen allerdings nicht komplett abschreibt, kann schnell feststellen, dass eine teilweise Modernisierung wahre Wunder wirken kann und neben erheblichen Kosteneinsparungen auch weniger Risiken birgt sowie auf höhere Akzeptanz bei den Mitarbeitern stößt – schließlich müssen sie in diesem Fall nicht das ganze System austauschen und neu lernen.

Schmeißen wir unsere Software-Veteranen also nicht unüberlegt weg, verschaffen wir ihnen lieber mittels technologischen Liftings eine neue Chance. Denn oftmals reicht eine Sanierung, bevor Entwickler das gesamte Projekt neu schreiben müssen.

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