Digitale Technologien haben im ersten Jahr mit dem Corona-Virus der großen Mehrheit der Bundesbürger geholfen, die Pandemie zu meistern. Zugleich haben sich die allermeisten länger und intensiver mit digitalen Geräten und Diensten beschäftigt – und dafür tiefer in die Tasche gegriffen. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Befragung von 1.002 Personen ab 16 Jahren in Deutschland.

„Im Lockdown haben die meisten Menschen viel mehr Zeit in den eigenen vier Wänden verbracht. Digitale Technologien wie die Videokonferenz mit der Familie und Freunden, Unterhaltungsangebote wie Streaming oder Games und die Möglichkeit, online einzukaufen, sind während der Corona-Krise für viele das Tor zur Welt“, sagte Bitkom-Präsident Achim Berg.

„In einer analogen Welt wie der vor 50 Jahren hätte die Corona-Pandemie uns allen noch sehr viel mehr abverlangt. Digitale Technologien haben dafür gesorgt, dass unser Leben trotz aller Einschränkungen weitergehen konnte. Eine Kernfrage ist, welche der durch Corona angestoßenen oder beschleunigten Veränderungen von Dauer sind und unser Leben auch künftig prägen werden.“

Der Studie zufolge haben digitale Technologien 8 von 10 Bürgern (83 Prozent) während der Pandemie in mindestens einem Lebensbereich geholfen. An der Spitze steht dabei die Arbeit, bei der 60 Prozent derjenigen, für die das Thema relevant ist, angeben, dass sie dank digitaler Technologien besser durch das Jahr gekommen sind.

56 Prozent haben bei der Kommunikation mit Freunden und Familien profitiert, 55 Prozent beim Einkaufen, 52 Prozent rund um die Gesundheit, 51 Prozent bei Sport und Fitness und 50 Prozent bei Finanz- und Versicherungsangelegenheiten.

Etwas weniger ausgeprägt ist die Unterstützung durch digitale Technologien bei Unterhaltungs- und Freizeitaktivitäten (43 Prozent), Essen und Trinken (43 Prozent), Bildung und Weiterbildung (41 Prozent) sowie der Kinderbetreuung (36 Prozent). Schlusslicht sind Mobilität und Verkehr, wo aber immer noch 3 von 10 (30 Prozent) Vorteile durch digitale Lösungen sehen.

Im Schnitt 10 Stunden pro Tag vorm Bildschirm
Insgesamt gibt eine klare Mehrheit von 78 Prozent an, dass sie in der Corona-Zeit digitale Technologien, Geräte und Dienste häufiger genutzt haben als zuvor. In den Altersgruppen bis 64 Jahre sind es sogar 9 von 10 (87 bzw. 88 Prozent), und selbst bei den Senioren ab 65 ist es mit 52 Prozent mehr als jeder Zweite.

Die gestiegene Nutzung zeigt sich auch daran, dass die Menschen nach eigener Schätzung vor Corona 8 Stunden am Tag auf einen Bildschirm geschaut haben, egal ob Smartphone, Computer-Monitor oder Fernseher und unabhängig davon, ob privat oder beruflich. Während Corona ist dieser hohe Wert noch einmal um mehr als zwei Stunden pro Tag auf 10,4 Stunden gestiegen.

Streaming, Videoanrufe und Online-Shopping gewinnen an Bedeutung
Sehr viel mehr Zeit verbringen die Bundesbürger auch mit Videostreaming. Die Streaming-Zeit hat sich fast verdoppelt, von 3,9 Stunden vor Corona auf nun 7,1 Stunden pro Woche. Dabei ist der Anteil derjenigen, die angeben, Videostreaming gar nicht zu nutzen, von 29 auf 21 Prozent gesunken. Zugleich sagen 8 Prozent, dass sie in der Corona-Zeit 20 Stunden oder mehr pro Woche Videostreaming nutzen – das sind doppelt so viele Heavy Streamer wie noch vor der Corona-Pandemie (4 Prozent).

Im Alltag angekommen sind in der Pandemie private Videogespräche. Lag die Nutzung vor Corona im Durchschnitt nur bei 0,6 Stunden pro Woche, so sind es nun 3,3 Stunden – ein Anstieg um mehr als den Faktor 5. Zwei Drittel (65 Prozent) geben an, private Videotelefonie vor Corona gar nicht genutzt zu haben, inzwischen sind es nur noch 38 Prozent.

Zugleich sagt jeder Vierte (26 Prozent), dass er Videotelefonie 5 Stunden oder mehr pro Woche für private Zwecke nutzt – vor Corona lag der Anteil gerade mal bei 3 Prozent. „Viele Familien haben in der Corona-Zeit festgestellt, dass man sich in per Video näherkommt als mit einem einfachen Telefonat – und tauschen sich so womöglich sogar öfter aus als zuvor.

Massiv an Bedeutung gewonnen hat während der Corona-Zeit auch das Online-Shopping. So wurden vor Corona – abgesehen von Lebensmitteln - im Durchschnitt 16 Prozent aller Produkte online gekauft. Dieser Anteil hat sich auf inzwischen 37 Prozent mehr als verdoppelt. Jeder Neunte (11 Prozent) gibt an, während der Corona-Pandemie mindestens 80 Prozent aller Produkte online einzukaufen.

Mehr Videokonferenzen, Streaming und Online-Shopping zu Hause haben bei Vielen zum Wunsch nach einem schnelleren Internetanschluss geführt. 3 von 10 (29 Prozent) haben ernsthaft geprüft, ob und wie sie mehr Breitband bekommen können, 5 Prozent haben sich auch für einen leistungsfähigeren Tarif entschieden.

An digitalen Technologien wird nicht gespart
Die große Bedeutung digitaler Technologien während der Pandemie zeigt sich auch daran, dass die Menschen in diesem Bereich trotz verbreiteter wirtschaftlicher Unsicherheit nicht gespart, sondern im Gegenteil sogar mehr Geld ausgegeben haben. Nur 2 Prozent sagen, dass sie im vergangenen Corona-Jahr weniger Geld für digitale Technologien ausgegeben haben, jeder Fünfte (21 Prozent) schätzt, dass es in etwa gleich viel gewesen ist.

28 Prozent haben dagegen etwas mehr ausgegeben, 37 Prozent sogar deutlich mehr. Im Durchschnitt schätzen die Bundesbürger ihre zusätzlichen Aufwendungen für digitale Geräte und Dienste auf 482 Euro im vergangenen Jahr. Darunter fallen Anschaffungen von Geräten wie Laptop oder Drucker ebenso wie zusätzliche Ausgaben für Streaming-Dienste, schnellere Internetzugänge oder digitale Angebote wie kostenpflichtige Fitness-Apps.

Weckruf für mehr digitale Teilhabe
Große Unterschiede bei der Nutzung digitaler Technologien gibt es zwischen den Altersgruppen. So sagen 44 Prozent aller Befragten, dass ihnen digitale Technologien dabei geholfen haben, Kontakt zu Freunden und Familie zu halten. Unter den Jüngeren bis 29 Jahre ist der Anteil mit 63 Prozent dabei am höchsten, bei den 30- bis 49-Jährigen sind es noch 49 Prozent, bei den 50- bis 64-Jährigen 39 Prozent, aber unter den Senioren ab 65 Jahren nur noch 29 Prozent.

Umgekehrt sagen 38 Prozent der Bundesbürger, dass sie der zunehmende Einsatz digitaler Technologien im Alltag durch die Corona-Pandemie stresst. Mit 23 Prozent sind dabei die Jüngeren bis 29 Jahre am wenigsten gestresst, bei den 30- bis 64-Jährigen ist es gut jeder Dritte (36 Prozent) – aber unter den Senioren ab 65 mehr als die Hälfte (51 Prozent).

Nicht jeder kam mit der Nutzung digitaler Technologien von Anfang an zurecht. 31 Prozent sagen, sie haben bei der Nutzung digitaler Geräte und Dienste Unterstützung bekommen, 21 Prozent haben ihrerseits andere unterstützt – und 26 Prozent brauchten selbst Unterstützung, haben aber auch anderen geholfen.

Dabei dominiert die Unterstützung innerhalb des Familien- und Freundeskreises. So geben jeweils 8 von 10 derjenigen, die Hilfe bekommen haben, an, dass sie Familienmitglieder (81 Prozent) oder Freunde und Bekannte (80 Prozent) unterstützt haben. Nur 6 Prozent haben professionelle Unterstützung von Händlern oder Dienstleistern in Anspruch genommen.

Wer seinerseits Hilfe anbietet, greift meist Familienmitgliedern (76 Prozent) bzw. Freunden und Bekannten (67 Prozent) unter die Arme. Deutlich seltener gab es Unterstützung für Nachbarn (15 Prozent).

Skeptisch sind die Bürger, ob der Digitalisierungsschub von Dauer sein wird. So gehen zwar 57 Prozent davon aus, dass die Pandemie die Digitalisierung der Wirtschaft nachhaltig vorantreibt. 42 Prozent erwarten aber, dass die Wirtschaft nach der Pandemie genauso weitermacht wie zuvor. Noch pessimistischer wird das Bild mit Blick auf die öffentliche Verwaltung.

Hier erwarten lediglich 44 Prozent eine nachhaltige Digitalisierung durch Corona, 53 Prozent rechnen aber damit, dass die Ämter und Behörden nach der Pandemie das Rad zurückdrehen und so analog weitermachen wie zuvor.

Bundestagswahl 2021: Umgang mit der Digitalisierung beeinflusst Wahlentscheidung
Die Menschen in Deutschland beobachten sehr genau, wie die Parteien mit der Corona-Pandemie und der Digitalisierung umgehen – und viele wollen das auch in ihre Wahlentscheidung einfließen lassen. So geben 43 Prozent an, dass der Umgang der politischen Parteien mit der Corona-Pandemie sehr großen oder eher großen Einfluss auf ihre Wahlentscheidung bei der Bundestagswahl im September haben wird.

Und 41 Prozent sagen dasselbe für den Umgang mit der Digitalisierung. Den Jüngeren bis 29 Jahre ist die Digitalisierung dabei besonders wichtig. Von ihnen sagt sogar eine Mehrheit von 53 Prozent, dass sie davon ihre Wahlentscheidung mit abhängig machen.

„Die Politik ist gut beraten, auf die Einschätzung der Menschen zu hören. Wir müssen die 2020er Jahre zu Deutschlands digitaler Dekade machen“, sagte Berg. „Viele Menschen haben als Erfahrung aus der Krise mitgenommen: je digitaler, desto krisenfester. Und jetzt erwarten sie, dass diese Erkenntnis von den Parteien auch umgesetzt und verstetigt wird.“

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