Die Pandemie hat einen tiefgreifenden Einfluss auf die Lieferketteplanung gehabt. Das bestätigt das Ergebnis der zweiten globalen Umfrage des Council of Supply Chain Management Professionals (CSCMP) und ToolsGroup unter weltweit mehr als 200 Supply-Chain-Experten zum Stand der digitalen Transformation der Supply-Chain-Planung.

Corona hat Schwachstellen und Instabilitäten in der Lieferkette schonungslos offengelegt. Kaum ein Unternehmen, das nicht von der Pandemie betroffen wurde. Die überwiegende Mehrheit der Befragten gab an, dass die Pandemie ihr Geschäft beeinflusst hat.

Vor allem durch das Aufdecken von Prozessschwachstellen (49 Prozent) und Instabilität bei den Zulieferern (45 Prozent), aber auch durch die erhöhte Nachfrage nach Produkten und Dienstleistungen (45 Prozent). Eine rückläufige Nachfrage (31 Prozent) und Personalengpässe (30 Prozent) stellten für viele Unternehmen ebenfalls eine Herausforderung dar.

Infolge des Drucks, den die Pandemie auf die Lieferkette ausübte, haben Unternehmen ihre Investitionen in die Digitalisierung vorangetrieben oder neu priorisiert. So gaben 42 Prozent der Befragten an, dass die Pandemie die digitale Transformation ihrer Lieferketten vorangetrieben hat.

17 Prozent sagten, dass die Pandemie die Digitalisierungsprioritäten ihrer Unternehmen verschoben hat und etwa 16 Prozent bekannten, dass die Pandemie ihre Transformationspläne entweder verzögert oder sogar auf Eis gelegt hat.

In der Pandemie zahlte sich die Digitalisierung aus
Allerdings ein denkbar schlechter Zeitpunkt, um Digitalisierungsbemühungen auf Eis zu legen. Die Umfrage hat gezeigt, dass Unternehmen coronabedingte Nachfrage- und Lieferunsicherheit umso besser managen konnten, je weiter sie mit der Digitalisierung ihrer Lieferkette vorangekommen waren.

Hundert Prozent derjenigen, die angaben, bereits von ihrer digitalen Transformation zu profitieren, sagten, dass sie coronabezogene Nachfrage und Lieferunsicherheit „sehr gut“ managten. Dies war besonders bei den größten befragten Unternehmen – mit einem Jahresumsatz von mehr als 5 Milliarden US-Dollar – der Fall.

Auch 94 Prozent der Unternehmen, die mit der Digitalisierung ihrer Lieferkettenplanung weit vorangeschritten sind, gaben an, die coronabedingten Auswirkungen gut zu meistern. Bei Unternehmen, die sich bei der Umsetzung der digitalen Transformation noch in der Evaluationsphase befinden, beziehungsweise diese gar nicht umsetzen, waren dies hingegen nur 13 Prozent.

Was hält Unternehmen davon ab, ihre Lieferkettenplanung zu digitalisieren?
Laut der Umfrage war für die Befragten das größte Transformationshindernis ein Qualifikationsdefizit bei ihren Mitarbeitern (41 Prozent). Digitales Business erfordert neben den üblichen technischen Planungsfähigkeiten auch Fähigkeiten wie Change Management und Entscheidungsfindung.

Datenqualität / fehlende Daten (34 Prozent), coronabedingte Unsicherheiten (28 Prozent), eine bestehende starre Technologiestruktur (28 Prozent) und Angst vor Veränderungen (28 Prozent) wurden als weitere Hürden genannt.

Digitalisierung: Jede Etappe bringt ihre eigenen Herausforderungen mit sich
Bei genauerer Betrachtung stehen Unternehmen vor unterschiedlichen Herausforderungen, je nachdem, wie weit sie mit ihrer Digitalisierung vorangeschritten sind.

  • Unternehmen, die keine Transformationsstrategie verfolgen, gaben am häufigsten Angst vor Veränderungen, fehlende Daten oder mangelnde Investitionen als Hindernisse an.
  • Unternehmen, die sich noch in der Erkundungsphase befinden und mit der Entwicklung einer Transformationsstrategie kämpfen, nannten am häufigsten Qualifikationsdefizite.
  • Unternehmen in der Evaluierungsphase nennen drei zentrale Herausforderungen: Risikoscheu, fehlende Daten und Qualifikationsdefizite.
  • Unternehmen, die sich in der Phase der Unterstützungsgewinnung befinden, nennen die Angst vor Veränderungen als Hauptproblem, ebenso wie die Befürchtung, keinen Business Case für die Transformation nachweisen zu können.
  • Unternehmen in der Umsetzungsphase geben fehlende Daten als Haupthindernis an, wahrscheinlich weil in dieser Phase Datenprobleme am offensichtlichsten und problematischsten werden.
  • Qualifikationsdefizite stehen in den frühen Phasen der Transformation, in der Unternehmen die notwendigen Fähigkeiten für die erfolgreiche Umsetzung abschätzen müssen, ganz oben auf der Liste der Herausforderungen.

Unterstützung von oben als kritischer Erfolgsfaktor bei der Digitalisierung
Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass das Vorantreiben der Digitalisierung von oben zu besseren Ergebnissen führt. Die Hälfte der Unternehmen, die die Vorteile der Digitalisierung der Planung nutzen, geben an, dass ihre Transformation von ihrem CEO geleitet wird. Dagegen gaben diejenigen, die keine klare Digitalisierungsstrategie verfolgen, an, dass ihre Digitalisierungsbemühungen von Line-of-Business-Managern geleitet werden.

Technologien für die Digitalisierung der Supply-Chain-Planung
Ein wichtiger Bestandteil der Transformation ist die Investition in neue Technologien. Nachfrageprognose/Planung und Bestandsoptimierung sind mit jeweils 35 Prozent die häufigsten Technologieprojekte, die derzeit laufen, gefolgt von Sales & Operations Planning (33 Prozent), Auftragsplanung/Nachschub (32 Prozent) und Produktions-/Kapazitätsplanung (32 Prozent).

Zu den Technologien, die in der aktuellen Nutzung hinterherhinken, gehören künstliche Intelligenz (KI) und Machine Learning – nur 14 Prozent der Befragten gaben an, hier Projekte zu entwickeln. Auch Digital Twins und fortgeschrittene Simulationen werden wenig eingesetzt.

Hier gaben sogar nur zehn Prozent der Befragten an, dass sie dabei sind, entsprechende Projekte zu entwickeln. Insgesamt gaben rund 40 Prozent der Befragten an, dass KI entweder nicht Teil ihrer aktuellen Technologiepläne ist oder dass sie gerade erst anfangen, das Potenzial dieser Technologie zu untersuchen.

Die digitale Transformation der Lieferkette - was für einen Unterschied zwei Jahre machen!
In einer früheren Umfrage von Ende 2019 zum gleichen Thema waren zwei Drittel der befragten Unternehmen dabei, die digitale Transformation umzusetzen, und nur sieben Prozent profitierten bereits davon. Und Angst vor Veränderung war mit Abstand der größte Bremsklotz bei der digitalen Transformation. Seitdem fegte in Form der Pandemie ein rücksichtsloser ungeplanter Wandel über den Globus.

Corona dezimierte einige Branchen und schuf in anderen ungeahnte Möglichkeiten, verlangte aber von den meisten eine schnelle Anpassung. Die Angst vor Veränderungen wurde von genau diesen hinweggeweht. Und es zeigte sich, dass Digitalisierung für Resilienz sorgt. Was wir davon lernen können, ist, dass Unternehmen ihre Digitalisierung entweder selbst in die Hand nehmen oder Opfer des Wandels werden.

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