Google hat den Predicio Location-Tracker aus dem Google Play Store verbannt. Die Standortdaten, die das Unternehmen mit Sitz in Frankreich im Geheimen über seine Location-Tracking-Software sammelt, werden über eine komplizierte Zuliefererkette mitunter auch an US-amerikanische Strafverfolgungsbehörden verkauft.

Das funktioniert so: Unternehmen wie Predicio bieten App-Entwicklern Schnittstellen an, um die App-Entwicklung zu beschleunigen und zu vereinfachen. Was viele App-Entwickler aber nicht wissen: Genau diese Schnittstellen sammeln im Hintergrund heimlich Daten über die App-Nutzer und senden diese an die Schnittstellen-Anbieter. Diese Daten werden wiederum gehandelt und verkauft.

Google hat App-Entwickler nun aufgefordert, entsprechenden Code von Predicio aus ihren Apps zu entfernen, da diese sonst aus dem Play Store genommen werden. Zuvor hatte das ExpressVPN Digital Security Lab eine neue Studie veröffentlicht, die das Ausmaß der globalen Standortüberwachung durch Software von Predicio und anderen Data-Brokern aufzeigt.

Dazu Sean O’Brien, leitender Forscher des ExpressVPN Digital Security Lab: „Wir haben Predicio in 27 Apps identifiziert. Neben Funny Weather, der App, die im Dezember durch die norwegische Presse ging, auch in religiösen Apps, die sich an ein muslimisches Publikum richten, sowie 4Shared, eine beliebte Filesharing-App, und in Apps, die sich an bestimmte demografische Gruppen richten. Apps, die Predicio enthalten, wurden mindestens 30 Millionen Mal heruntergeladen.”

Die zuvor von Apple und Google verbotene Schnüffelsoftware X-Mode ist immer noch in vielen Apps im PlayStore vorhanden. Diese Apps werden weltweit genutzt und reichen thematisch von Gesundheit, Wetter, Spielen und Foto bis zu Make-up-Filtern. Trotz des Verbots von X-Mode sind derzeit nur 10 Prozent dieser Anwendungen aus dem Google Play Store entfernt worden.

Weitere Ergebnisse der Untersuchung:

  • Alle 450 Apps, die ExpressVPN analysiert hat, enthielten fragwürdige Location-Tracker. Insgesamt wurden Apps mit diesen Trackern mindestens 1,7 Milliarden Mal von Verbrauchern auf der ganzen Welt heruntergeladen.

  • Standort-Tracker wurden in Apps gefunden, die sich speziell an ein europäisches Publikum richten, darunter Radio Deutschland mit mehr als 1 Million Downloads.

  • Standort-Tracker wurden in 42 Messaging-Apps gefunden, die insgesamt 187 Millionen Mal heruntergeladen wurden. Darunter befinden sich auch Apps, die sich als beliebte Dienste wie Telegram, Facebook Messenger und WeChat tarnen. Diese Apps imitieren das Aussehen und die Bedienung beliebter Marken oder kopieren sogar deren Namen.

  • Die Überwachung muslimischer Zielgruppen über Apps ist viel umfangreicher als bisher berichtet. So wurden X-Mode und zugehörige Location-Tracker-SDKs in zehn religiösen und kulturellen Apps mit mindestens 67 Millionen Downloads identifiziert. Standort-Tracker gibt es auch in Apps, die auf Länder mit großen muslimischen Bevölkerungsgruppen abzielen.

  • 64 der 450 analysierten Apps sind Dating-Apps, die Standort-Tracker enthalten und 52 Millionen Mal heruntergeladen wurden. Die Dating-Apps zielen auf eine breite Gruppe von Menschen mit unterschiedlichen sexuellen Vorlieben sowie auf mehrere Gruppen ab, die nach ihrer ethnischen Zugehörigkeit unterteilt sind. Die betreffenden Anwendungen heißen zum Beispiel Black Dating, Female, Asian Mingle, Partnersuche Kostenlos Deutschland (100.000 Downloads) und betreffen auch Foren wie Tapatalk.

Standortüberwachung späht in die sensibelsten Bereiche unseres Lebens
Dazu Sean O‘Brien; „Das Ausspionieren von Standorten stellt eine ernsthafte Bedrohung für die Menschenrechte dar, da es Einblick in die sensibelsten Aspekte unseres Lebens und die Personen, mit denen wir verkehren, gibt. Wenn Standortinformationen mit IoT-Beacons gekoppelt werden, nennen wir das Proximity Tracking.“

„Ihre Entfernung zu diesen Geräten verrät, wie lange Sie sich zum Beispiel in einem Gang eines Lebensmittelgeschäfts aufhalten. Im Zusammenspiel mit Daten von anderen Smartphones kann das Proximity-Tracking beispielsweise aufdecken, mit wem Sie sich treffen oder mit wem sie gemeinsam im Bett liegen.“

Weitere Beiträge....

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.