Der „Geschäftsklimaindex“ für Videokonferenzen zeigt das ganze Jahr 2011 schon nach oben, Marktforscher prognostizieren allen Teilmärkten der Kommunikationsbranche - Videokonferenz, Telepräsenz, und Unified Communication (UC) ordentliche Zuwächse.

Laut PAC/Berlecon [1] plante Ende letzten Jahres fast jedes zweite Unternehmen in 2011 und 2012 Investitionen in Collaboration-Anwendungen. Das Marktklima ist gut, zeigt nach Einschätzung des spezialisierten AV-Distributors VITEC Distribution GmbH aber auch einen stark dynamischen Markt, auf den der Handel mit neuen Konzepten reagieren muss.

Laut einer aktuellen Studie der Researcher von Frost & Sullivan [2] soll sich der Umsatz mit Videokonferenz-Endpunkten in Europa in den kommenden fünf Jahren fast verdreifachen – auf dann über 1,4 Mrd. US-Dollar. Die jährliche Wachstumsrate in diesem Zeitraum liegt hiernach im Durchschnitt etwas über 18 Prozent. Vergleichsweise gute Wachstumsprognosen gibt es auch für Telepresence und UC.

Natürlich freut das die Anbieter und fast genauso natürlich liegen die Gründe dafür auf der Hand: Es gibt nach den Krisenjahren 2008 und 2009 in der Wirtschaft Nachholbedarf. Kostenspargründe sind auch weiterhin Treiber von Videokonferenz und genereller Kommunikationstechnik. Zudem gibt es immer mehr räumlich und organisatorisch verteilte Unternehmenseinheiten und –teams, die auf wachsende Kundenanforderungen mit immer effizienterer Kommunikation und Collaboration reagieren müssen.

Beharrung und Wandel
Gleichzeitig belegen die aktuellen Zahlen der VDR-Geschäfts­reiseanalyse [3], dass nach einem kurzen Krisenknick in 2009 weiter munter geschäftlich gereist wird. Knapp 155 Mio. Geschäftsreisen verursachten der deutschen Wirtschaft im letzten Jahr Kosten in Höhe von 43,5 Mrd. Euro. Hier scheint eine Beharrungstendenz pro Reisen gegen besseres betriebswirtschaftliches und ökologisches Wissen vorzuherrschen, deren Widersinn nicht zuletzt eine von Polycom bei Coleman Parkes Research in Auftrag gegebene Studie [4] vom Frühjahr 2011 belegt.

Von den dort befragten 400 europäischen Führungskräften scheint jede zweite Kurzstreckenflüge für regelmäßige Meetings zu buchen, obwohl fast jeder zweite Befragte zugleich überzeugt ist, dass sein Unternehmen durch Videokonferenz-Nutzung viel Geld sparen könnte. Hieraus lässt sich entweder Inkonsequenz oder eine annähernd 50 Prozent-Grenze von Einsatzwilligen ableiten.

Wie dem auch sei - der tatsächliche Nutzungsanteil liegt trotz permanent verbesserter Technik und ebenso kontinuierlich gesunkener Preise nach wie vor weit darunter. Alles andere als ausgeschöpft ist im deutschen Markt auch das Potenzial bei Konferenzraumtechnik. Hier gibt es nach Einschätzung von VITEC-Chef Dr. Mettner noch fast zwei Millionen Konferenzräume, in denen Medientechnik wie z.B. Konferenztelefone Mangelware ist.

Als neue Marktkatalysatoren für den weiteren Anschub von Konferenz- und Medientechnikverkäufen könnten hier die Themen UC und Mobilität wirken. UC scheint mittlerweile in der Breite der deutschen Wirtschaft angekommen zu sein, wenngleich Anwender wie Anbieter noch weiter Know-how aufbauen müssen, um UC als akzeptable und akzeptierte Lösung für strategische Unternehmenskommunikation zu installieren.

Chancen und Risiken
Mobile und Heimarbeitsplätze beflügeln nicht nur das mobile UC-Geschäft, sondern werden auch zur erweiterten Zielgruppe für generelle Videokonferenzinstallationen. Der künftige Einbezug von bislang in betrieblichen Videokonferenzszenarien vernachlässigten Organisationseinheiten wie Service, Instandhaltung und generellem Außendienst sollte nicht nur neue Nachfrage schaffen, sondern auch die Veränderung der Anbieterstruktur beschleunigen.

Der Videokonferenz- ist heute zum umfassenden UC-Markt geworden, dessen signifikant größeres Umsatzvolumen und dessen zum Teil ganz neue, finanzstarke Player auch komplett andere Produkte, Konzepte und Vermarktungsmöglichkeiten erwarten lassen. Das bedeutet für den Handel nach Einschätzung von VITEC nicht nur neue Chancen, sondern auch neue Risiken.

Durch die Allgegenwärtigkeit von IP-Strukturen im Kommunikationsmarkt werden Netzwerkfirmen unter dem One-Stop-Shopping-Gesichtspunkt auch bei AV-Technik tendenziell zu bevorzugten Lieferanten der Unternehmen. Um dem entgegenzuwirken, müssen die traditionellen Platzhirsche wie TK-, IT-, Elektro- oder Bürofachhandel Netzwerk-Know-how aufbauen, einkaufen oder über Partnerschaften dazuerwerben.

„Das ist natürlich für viele kleine Händler leichter gesagt als getan“, weiß Dr. Mettner. Durch die Konvergenz der TK- und IT-Welt erwachse auch der Distribution eine wichtige Rolle. „Konvergenz heißt auch, dass der Kunde die ganze Bandbreite anfragt. Hier braucht der Handel einen Lieferanten, der den Markt in dieser Breite sondiert und überblickt, den Händler schlau macht und für ihn vorsortiert“, so Mettner.

Gleichzeitig sieht Mettner die Rolle der Distribution gegenüber den Herstellern gestärkt. Das in früheren Jahren von einigen Anbietern favorisierte Direktgeschäft zum Handel verbiete sich vor dieser Entwicklung immer mehr. Kein Hersteller sei heute oder künftig so groß, dass er die ganze Bandbreite liefern könne. Der Markt brauche die Integratoren sprich Systemhäuser und Fachhandel ebenso wie die Distributoren, die ihnen alles liefern. „Deshalb ist die Zukunft der Distribution so gesichert wie noch nie.“

[1] Business Collaboration & Communication, Juni 2011
[2] Mehrfachnutzen treibt Europa-Markt für Videokonferenzanwendungen voran, Juni 2011
[3] VDR-Geschäftsreiseanalyse 2011, Verband Deutsches Reisemanagement e.V. (VDR) 2011
[4] März 2011

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