Mit der letzten Aktualisierung seiner Nutzungsbedingungen hat WhatsApp eine Welle der Empörung bei vielen Nutzern ausgelöst. Infolgedessen haben sich bereits einige von ihnen nach Alternativen umgeschaut. Aber worin unterscheiden sich die Messenger überhaupt? Adolf Streda, Malware Researcher bei Avast, beschreibt im folgenden Beitrag, was Nutzer bei der Auswahl eines passenden Messenger-Dienstes beachten sollten.

Längst sind die Zeiten vorbei, in denen die SMS zur Kommunikation mit Freunden und Familie dominierte. Die Vorteile von Multimedia-Messaging-Apps haben dazu geführt, dass wir uns vom einfachen Textdienst abgewandt haben. Stattdessen nutzen wir Apps, mit denen wir neben dem Chatten, auch anrufen, Gruppen bilden und Fotos, Videos, Musik sowie vieles mehr versenden können.

Anfang Januar schrieb WhatsApp mit der Aktualisierung seiner Nutzungsbedingungen und Datenschutzrichtlinien Schlagzeilen. Die Anwender waren nicht begeistert, wie ihre Daten von nun an behandelt werden. Hauptsächlich wird kritisiert, dass WhatsApp Daten wie Kontakte, kommerzielle Daten, Gerätekennungen, IP-Adressen und weitere Informationen, die direkt mit den Nutzern verbunden sind, in bestimmten Ländern sammeln und an Facebook weitergeben kann.

72 Stunden, nachdem die neuen Bedingungen von WhatsApp veröffentlicht wurden, meldete Telegram einen Zuwachs von 25 Millionen neuen Nutzern. Damit erreicht der Messenger nun eine Nutzerzahl von insgesamt 500 Millionen Chattern weltweit. Darüber hinaus betonen Meinungsführer ihre Empfehlungen für Signal, einem verschlüsselten und plattformübergreifenden Messaging-Dienst mit dem Schwerpunkt auf Privatsphäre und Sicherheit.

Die meisten Messaging-Apps setzen heute eine Form der Verschlüsselung ein. Das trägt zum Schutz von Nachrichten bei und stellt sicher, dass kein Dritter Unterhaltungen mitlesen kann. Wenn ein Textnachrichtendienst eine End-to-End-Verschlüsselung verwendet, werden die gesendeten Informationen von dem Moment, in dem der Benutzer auf „Senden“ tippt, bis zum Empfang auf dem Zielgerät der anderen Partei verschlüsselt.

WhatsApp, Facebook Messenger, Skype und viele andere Messenger verwenden das sogenannte Signal-Protokoll. Dieses kryptografische Protokoll ermöglicht die End-to-End-Verschlüsselung für Sprachanrufe, Videoanrufe und Instant-Messaging-Konversationen. Einige Plattformen opfern jedoch einen Teil der Sicherheit zugunsten bestimmter Features. Dazu zählen die Einbindung einer GIF-Tastatur, die von externen Anbietern bereitgestellt wird. Dadurch ist die Verschlüsselung nicht mehr vollständig End-to-End.

Die Entwicklung des Signal-Protokolls wurde von dem Krypto-Ingenieur Trevor Perrin und Moxie Marlinspike, dem Erfinder von Signal, begonnen. Dass der Schöpfer der App an der Entwicklung des heute am weitesten verbreiteten Protokolls beteiligt war, verhilft Signal in der Cybersicherheits-Community zu seiner Beliebtheit. Hinzu kommen folgende Vorzüge:

  • Signal lässt sich sehr einfach bedienen und bietet eine ebenso nutzerfreundliche Funktionalität wie die anderen Plattformen auf dem Markt.
  • Schlechte Code-Zeilen im Open-Source-Code können sofort von der Entwickler-Community von Signal erkannt und behoben werden.
  • Signal verschlüsselt im Gegensatz zu anderen Apps nicht nur Nachrichten und Anrufe, sondern auch die Metadaten, wodurch die persönlichen Daten der Benutzer geschützt sind.
  • Die einzigen Daten, die gespeichert werden, sind das Datum der Kontoerstellung und das Datum der letzten Verbindung des Benutzers mit dem Signal-Server.
  • Die App steht kostenlos sowohl für Android als auch für iOS zur Verfügung und ist frei vom Einfluss kommerzieller Unternehmen. Stattdessen finanziert sich die Non-Profit-Organisation dahinter über Spenden.

Telegram bietet ebenfalls eine End-to-End-Verschlüsselung an. Diese greift allerdings nicht standardmäßig, sondern nur in „geheimen Chats“. Das normale Cloud-Chat-Messaging-System speichert Nachrichten und das Adressbuch auf den Servern von Telegram und sichert sie in einer Cloud. Deshalb könnte das Unternehmen potenziell Zugriff auf Nachrichten und Kontakte der Nutzer erhalten.

Die App verwendet darüber hinaus ein eigenes Protokoll namens MTProto anstelle des Signal-Protokolls. Auch wenn für das Protokoll keine Sicherheitswarnung bekannt ist, gibt es einige ungewöhnliche Entscheidungen im Design des Protokolls. Einerseits verwendet die App einen Verschlüsselungsmodus, der aufgrund fehlender Tests von der Sicherheitsindustrie wenig Empfehlung erhält.

Auf der anderen Seite setzt Telegram auf eine Verschlüsselungsmethode, die nicht fälschungssicher ist. Auch wenn beides nicht ideal ist, kann MTProto selbst als ausreichend sicher gelten. Dennoch gibt die Security-Community deshalb meist Signal in Bezug auf Sicherheit den Vorzug.

Der Forscher Ahmend Hassan fand vor Kurzem heraus, dass Telegram-Nutzer ohne ihr Wissen sehr genau geortet werden können. Aktivieren die User „Leute in der Nähe“, sehen sie andere Telegram-Nutzer in ihrer Nähe. Die Funktion muss bewusst eingeschaltet werden. Das Aufspüren von Personen über derartige Apps könnte mit dem entsprechenden technischen Know-how eine völlig neue Dimension von Cyberstalking ermöglichen.

Fazit und Tipps zur Auswahl einer Messaging-App
Sowohl das von Signal verwendete Signal-Protokoll als auch das von Telegram verwendete MTProto, bieten eine vollständige End-to-End-Verschlüsselung. Das bedeutet, dass weder Telegram noch Signal, aber auch keine Telefongesellschaft oder Regierungsbehörde die Nachrichten der Anwender lesen kann. Nur der Absender und der Empfänger sind dazu in der Lage, das Geschriebene auf beiden Seiten zu entschlüsseln.

Bei der Wahl der passenden Messaging-Apps sollten neben den persönlichen Präferenzen auch die Sicherheit und der Datenschutz eine Rolle spielen. Die folgenden Empfehlungen können bei der Auswahl eines sicheren Messengers helfen und gleichzeitig die Privatsphäre schützen:

  • Der Messaging-Dienst sollte eine End-to-End-Verschlüsselung verwenden.
  • Die Anwender sollten vor der Installation die Datenschutz- und Sicherheitsrichtlinien des Dienstes überprüfen.
  • Sowohl die Einstellungen der Anwendungen als auch die des eigenen Gerätes müssen kontrolliert werden.
  • Berechtigungen sollten nur sehr restriktiv gewährt werden. Muss beispielsweise der eigene Standort immer aktiviert sein?
  • Eine Zwei-Faktor-Authentifizierung gilt als Pflicht.
  • Die Sichtbarkeit von persönlichen Informationen sollte auf die eigenen Kontakte beschränkt sein.
  • Updates sollten so schnell wie möglich installiert werden, um das Risiko einer Datenverletzung zu reduzieren.
  • Einige Anwendungen ermöglichen es, die Identität Ihres Kontaktes zu überprüfen. Dafür müssen beide Nutzer jeweils einen Code abgleichen, den ihre Telefone generieren. Dies ist zwar umständlich, garantiert aber anschließend die Identität des Gesprächspartners.

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