Wer 1991 Fernsehen schaute, konnte mit etwas Glück das Musikvideo zum Song „Losing My Religion“ von R.E.M. auf MTV empfangen. Ein schneller Festnetz-Anruf bei einem Freund war nötig, um ihn darüber zu informieren, dass es gerade ausgestrahlt wird. Heute geht das viel einfacher. Jeder kann das Video auf dem Smartphone aufrufen, teilen und anschließend darüber diskutieren.

Das ist unter anderem wegen zwei Ereignissen möglich, die 1991 ebenfalls stattfanden: der Veröffentlichung des Linux-Kernels und der GNU Public License v2 (GPLv2).

Der Linux-Kernel, das einst als Hobbyprojekt eines College-Studenten entstand, ist das Herz vieler von den meisten als „Linux“ bekannten Distributionen wie Ubuntu oder Red Hat Enterprise Linux. Er ist dafür zuständig, dass die Hardware, der Speicher, die Prozesse, Dateien und alle anderen Dinge „unter der Oberfläche“ nutzbar sind.

Der Kernel ist auch der Grund, warum Linux das vermutlich erfolgreichste Betriebssystem aller Zeiten ist: Die Lizenz, unter der der Kernel verfügbar ist, stellt nämlich sicher, dass es kopiert, verbessert, weiterentwickelt und verbreitet werden darf – völlig kostenlos. Zudem ist per Lizenz festgelegt, dass Änderungen offengelegt und geteilt werden müssen. Anbieter von Linux-Distributionen können kein Geheimrezept aus dem Kernel machen.

Die Möglichkeit, Linux frei kopieren und verteilen zu dürfen, ist bis heute der Grund für den gigantischen Erfolg über all die Jahre. Hätte die GPL zudem nicht eine solch wechselseitige Natur, wäre das Kernel vermutlich nie zu einem treibenden Faktor geworden, aus dem so viele kommerzielle wie gemeinschaftliche Projekte entstanden sind.

Linux und die GPL feiern in diesem Jahr ihren 30. Geburtstag. Und so blicken wir auf die Erschaffung eines Hobby-Kernels von einem College-Studenten und die Veröffentlichung einer revolutionären Softwarelizenz zurück. Unabhängig voneinander betrachtet wären die beiden sicher nur Fußnoten neben dem unixartigen Betriebssystem Minix oder dem GNU-Hurd-Betriebssystem-Kernel.

Gemeinsam haben sie jedoch einen Funken geschlagen, der ein Feuer entfachte, das auch heute noch brennt.

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