Zwischen Goldrausch und Götterdämmerung braucht es Realitätssinn. Milliardeninvestitionen der Tech-Giganten zeigen, dass KI bleibt – doch entscheidend für Unternehmen ist die kluge Implementierung in ihre Prozesse, um digitale Souveränität und Wettbewerbsfähigkeit zu sichern. KI ist kein Selbstläufer, sondern ein Werkzeug, das strategisch genutzt werden muss.
Von Sebastian von Bomhard, Vorstand der SpaceNet AG.
Die aktuelle Diskussion über eine KI-Blase, wie sie auch das Handelsblatt beschreibt, wird gerade von vielen Medien aufgegriffen. Auch wir sehen viele Opportunisten, die auf den Hype aufspringen und mit dem Buzzword KI das schnelle Geld machen wollen. Das funktioniert auch für einige, erinnert aber stark an die Dotcom-Ära, wo auch nicht jede Idee mit einer Website am Ende ein tragfähiges Geschäftsmodell war.
Wer aber nun glaubt, die Künstliche Intelligenz an sich schwächele, irrt sich gewaltig. Man muss nur die Nachrichten der letzten Tage lesen: Meta investiert, wie Golem.de berichtet, zehn Milliarden US-Dollar in Rechenleistung bei Google Cloud. Gleichzeitig diversifiziert mit OpenAI der Vorreiter der Bewegung seine Infrastruktur und kauft ebenfalls massiv bei Google ein, um die Abhängigkeit von Microsoft zu reduzieren.
Pikant, ist doch Microsoft der größte Investor von OpenAI. Die großen Tech-Giganten befinden sich somit in einem regelrechten Wettrüsten um die nötige Rechenleistung. Doch gerade hier zeigt sich, dass der Markt noch keineswegs vergeben ist. Nur sind wenige Unternehmen in Europa sichtbar, die hier mithalten oder bewusst auf Eigenständigkeit setzen.
Dabei wäre es genau jetzt so wichtig, dass sich unsere Unternehmen nicht schon wieder in Abhängigkeiten begeben, die am Ende zu Lasten der digitalen Souveränität oder gar der Wettbewerbsfähigkeit gehen. Die Bereitstellung von Infrastruktur ist ein entscheidender Punkt für den erfolgreichen Einsatz von KI in Unternehmen. Aber es ist nicht die größte Hürde: Entscheidend ist die Implementierung von KI in die eigenen Geschäftsprozesse.
Der Erfolg wird maßgeblich davon abhängen, ob es gelingt, die Potenziale der KI durch eigene oder zugekaufte Expertise und maßgeschneiderte Lösungen gewinnbringend zu nutzen und nachhaltig in die bestehende IT-Landschaft zu integrieren. Einen realistischen Überblick zu bekommen und zu behalten ist die Grundbedingung für Erfolg.
KI ist kein Selbstläufer und keine Gelddruckmaschine. Es ist aber ein mächtiges Werkzeug, über das jeder, der es einsetzt, die Kontrolle haben muss. Noch kann jedes Unternehmen selbst entscheiden, ob es abgehängt wird.