Die Studie „Technologische Souveränität“ der Technologieorganisation VDE zeigt aktuelle Schwächen des Wirtschaftsstandorts Deutschland auf und skizziert ferner daraus abgeleitete Strategien, wie Deutschland dank seiner starken Technikorientierung agiler, flexibler und vor allem schneller werden und sich somit deutlicher positionieren kann.

Die Tech-Experten analysieren anhand der Wertschöpfungskette des Technologiefelds KI (Künstliche Intelligenz) in der Automatisierung (Industrie 4.0) und der Schlüsseltechnologie 5G, welche Schritte Politik und Wirtschaft jetzt gehen müssen. Sie formulieren konkrete Handlungsempfehlungen für das zentrale Technologiefeld der Informations- und Kommunikationstechnik (IKT). Zugleich stellen die Fachleute Bezüge zu anderen existenziellen Technologiefeldern her.

Die Leistungsfähigkeit einer Volkswirtschaft und somit ihr Wohlstand hängen künftig stark vom Grad der Digitalisierung ab. Derzeit haben die USA und China die Nase vorn im B2C-Bereich. Beide Länder investieren kräftig in die Forschung für Künstliche Intelligenz (KI). Deutschland punktet noch mit seiner Vorreiterrolle in der industriellen Produktions- und Automatisierungstechnik, aber diese Position bröckelt bereits in den Bereichen Automobil und industrielle KI (Industrie 4.0), weil die Investitionen im Vergleich zur Konkurrenz zu gering sind.

Reform von Aus- und Weiterbildung sowie Forschung
Für die kommenden Herausforderungen muss die Aus- und Weiterbildung an Schulen, Universitäten und in den Ausbildungsberufen sowie im Beruf dringend weiterentwickelt werden. Neben Anwendungen wie dem „digitale Klassenzimmer“ sollten an Schulen in Grundzügen auch die Grundlagen der IKT, einschließlich der Software-Entwicklung und Programmierung, vermittelt werden.

Der VDE empfiehlt außerdem, Forschungsprogramme freier zu gestalten. Diese sollten unabhängig von bestimmten Technologien sein. Ferner sollte zudem die interdisziplinäre Zusammenarbeit in der Entwicklung von Systemen und Geschäftsmodellen stärker gefördert werden.

Aufbau von Know-how in Mikroelektronik und Software
Voraussetzung für eine erfolgreiche Digitalisierung ist die Kompetenz in der Mikroelektronik als Schlüsseltechnologie. Nur eine auf hohem Niveau aufbauende Kombination von Hard- und Software ermöglicht Alleinstellungsmerkmale. Die Stärkung der Mikroelektronik fordert auch die überwiegende Mehrheit der VDE-Mitgliedsunternehmen. 

Auch wenn Asien und die USA heute noch führen, eine wettbewerbsfähige Chip-Industrie in Europa ist unabdingbar. Ansonsten bleibt für Europa nur die Rolle des Importeurs von Schlüsseltechnologien. In Folge dessen kollabiert das Geschäftsmodell Deutschland und damit die gesamte Innovationskraft.

Bei der Mikroelektronik gehe es ums Ganze. Ebenso erforderlich ist Kompetenz in der Software-Entwicklung. Je mehr Software Teil der Wertschöpfung wird, desto wichtiger wird die Fähigkeit, Software zu entwickeln bzw. an die eigenen spezifischen Anforderungen anzupassen.

Zugang zu Ressourcen muss politisch gewährleistet sein
Gerade die IKT ist, was die Ressourcen betrifft, besonders empfindlich. Viele Komponenten müssen international bezogen werden. Zugleich ist die IKT für sehr viele Branchen relevant und stellt für das gesamte öffentliche Leben eine kritische Infrastruktur dar. Dies betrifft nicht nur Rohstoffe oder bestimmte Komponenten und Produkte wie etwa Router, Speicher, Computer, Chips, sondern auch den Zugang zu Softwaretools, Algorithmen und Daten.

Der VDE regt daher an, auf nationaler und EU-Ebene die Voraussetzungen für technologisch souveränes Handeln zu schaffen und den Zugang zu den erforderlichen Ressourcen auch politisch zu gewährleisten. Viele unterschätzen die Macht der Normung. Gerade im Umfeld IKT, Software und KI sind die USA und China die Treiber und bestimmen so die Ausgestaltung der Systeme.

Deutschland und Europa müssen durch Mitarbeit in der internationalen Standardisierung ihre eigenen Anforderungen durchsetzen. Das setzt allerdings fundierte Forschungsarbeiten sowie Mitarbeit voraus, um die Basis für international akzeptierbare technische Vorschläge zu schaffen.

Weitere Beiträge....

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.