Der KI-Experte Dr. Jörg Herbers fordert ein konzertiertes Handeln aller maßgeblichen Kräfte, um die Entwicklung und Anwendung künstlicher Intelligenz (KI) im Sinne europäischer und demokratischer Werte zu etablieren. Der Geschäftsführer der INFORM GmbH hält Reglementierung generell für richtig. Er sieht jedoch den Artifical Intelligence Act, wie ihn das Europaparlament jetzt auf den Weg bringt, sehr kritisch und stellt konkrete Anforderungen an die Politik.

Entwicklung, Einsatz und Möglichkeiten künstlicher Intelligenz haben weltweit gravierende technologische und gesellschaftliche Auswirkungen. Dr. Jörg Herbers fordert deshalb ein konzertiertes Handeln aller maßgeblichen Kräfte mit dem erklärten Ziel, die Entwicklung und Anwendung von KI im Sinne europäischer und demokratischer Werte zu etablieren.

Das bedeutet allerdings nicht, dass der KI-Experte mit dem Artifical Intelligence Act (AI-Act), wie ihn das Europaparlament jetzt auf den Weg bringt, einverstanden ist. Herbers warnt: „Wenn der EU AI Act so verabschiedet wird, wächst der Vorsprung von USA und China noch weiter."

Am 14. Juni hat das Europaparlament den AI-Act angenommen. Jetzt startet die Abstimmung mit der EU-Kommission und Europäischen Rat, die zum Jahresende abgeschlossen werden soll. Wenn dann eine Einigung gefunden wird, haben die Unternehmen zwei Jahre Zeit, sich den neuen Regeln anzupassen. „Der Antrieb der Regulation ist richtig“, sagt Herbers.

„Was auf der EU-Ebene stattfindet, sehe ich allerdings sehr kritisch. Die Definitionen von künstlicher Intelligenz und von sogenannten Hochrisiko-AI-Systemen sind zu unscharf, die Regulation geht weit über lernende Systeme mit ihren spezifischen Risiken hinaus und riskiert, Software im Allgemeinen zu regulieren.“

„Darüber hinaus sollen Sprachmodelle wie ChatGPT einer Art von Regulation unterworfen werden, die für Anbieter wenig praktikabel sein wird. Das wird zu einer großen Rechtsunsicherheit für die europäische KI führen und die Mitglieder der EU und damit auch Deutschland mit Sicherheit nicht auf den Erfolgspfad führen.“

Dass hierzulande künstliche Intelligenz meist zuerst mit „Risiko“ und „Regulierung“ verbunden werde, sei nicht hilfreich, sagt Herbers. Regulierungen seien zwar für ethische Gesichtspunkte wichtig und nötig. „Wir glauben aber auch, dass wir die Chancen, die KI bietet, noch konsequenter ergreifen müssen. Vereinfacht gesagt wäre es schön, wenn wir in Europa und Deutschland eine stärkere KI-Infrastruktur aufbauen würden, die sich zu regulieren lohnt.“

„KI-Anwendungen auf der Basis von großen Sprachmodellen werden zu einer Basis- und Infrastrukturtechnologie werden wie einst das Internet“, so Herbers. „Bei Infrastrukturen für das Cloud Computing, Mobile Computing oder Social Media haben wir das Feld schon weitgehend den USA und China überlassen.“

„Wir werden aber nur dann datenschutzkonforme und mit europäischen Werten im Einklang stehende Infrastrukturen bekommen, wenn wir diese Technologien und Dienstleistungen selbst entwickeln und anbieten.“

Damit Europa und Deutschland den Vorsprung aufholen und dann Anschluss halten können, sei zum Beispiel eine eigene Infrastruktur für Large-Language-Models nötig. „Das Training solcher Modelle ist extrem rechenzeit- und kostenaufwändig, doch in Europa fehlen Unternehmen, die sich solche Trainings leisten können. Deshalb ist die Politik hier gefragt, dafür einen Rahmen zu schaffen und Initiativen für europäische Sprachmodelle zu unterstützen.“

Der KI-Experte stellt dabei konkrete Anforderungen an die Politik. Und er tut dies nicht im Alleingang: INFORM ist deshalb auch dem KI-Bundesverband beigetreten. Mit 400 Unternehmen gilt der Verband als größtes Netzwerk für künstliche Intelligenz (KI) in Deutschland.

Der Verband will „eine digitale Selbstbestimmtheit und Souveränität in der Europäischen Union erreichen“. INFORM unterstützt insbesondere das Positionspapier, das der Bundesverband im Juli veröffentlicht hat. „Wir unterstützen den Anspruch, AI made in Germany zu einer Marke zu machen, die international für Qualität, Innovationskraft und Erfindertum steht“, unterstreicht INFORM-Geschäftsführer Jörg Herbers.

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