Das Hackerkollektiv „Zerforschung“ hat erneut eine gravierende Sicherheitslücke bei Corona-Testzentren aufgedeckt. Die Spezialisten hatten nach eigenen Angaben keine Mühe, sich Zugriff auf 174.000 Datensätze zu verschaffen, darunter Buchungsbestätigungen sowie streng vertrauliche, personenbezogene Daten wie Name, Anschrift, Telefonnummer, E-Mailadresse und Geburtsdatum der Patienten.

Selbst Testergebnisse und in einigen Fällen sogar die Ausweisnummer lagen den Angreifern vor.

Wie konnte das passieren?
Die Passwörter der Accounts wurden geradezu schlampig generiert und ungesichert übermittelt: In Aufsteigender Reihenfolge wurden von der im Einsatz befindlichen Software Passwörter aus den Zahlen 0-9 sowie aus den Buchstaben A-F zusammengesetzt. Die Hacker hatten somit leichtes Spiel, massenhaft Patientendaten einsehen zu können.

Das BSI bezeichnete den Vorfall als „gravierendes IT-Sicherheits- und Datenschutzproblem“. Betroffen sind 34 Testzentren des Betreibers PAS Solutions in vier Bundesländern. „Zerforschung“ vermutet hinter der Sicherheitslücke mangelndes Personal in den für die Aufsicht zuständigen Behörden.

Die Lösung: Konsequente Verschlüsselung, starke Passwörter und Zwei-Faktor-Authentifizierung
Die Bewertung eines Vorfalls im Nachgang ist eine vermeintlich einfache Disziplin. Mit Kenntnis der genauen Vorgangsweise der Hacker und der Schwachstellen in der betroffenen IT-Struktur können Sicherheitsexperten schnell eine Strategie mit Gegenmaßnahmen formulieren.

Doch in diesem Fall ist es nicht dem Einfallsreichtum der Angreifer zuzurechnen, dass die Patientendaten entwendet werden konnten. Hier fehlte es an der Einhaltung grundlegender Prinzipien der Datensicherheit – vor allem die unbedachte Generierung simpler Passwörter machten es den Angreifern leicht, die Passwörter mit Hilfe von Brute Force zu „erraten“.

Abgesehen davon sollten sensible digitale Informationen niemals im Klartext kommuniziert werden. Ansonsten sind sie Cyberkriminellen schutzlos ausgeliefert.

Geschäftsfelder wie das Gesundheitssystem, die mit besonders sensiblen Daten operieren, sollten daher unter allen Umständen auf eine lückenlose Verschlüsselung ihrer Daten setzen. Ausnahmslos! Denn der damit verbundene zusätzliche Aufwand steht in keinem Verhältnis zu dem Risiko, das ohne sie eingegangen wird. Und das meist ohne Kenntnis der betroffenen Patienten oder Kunden.

So wurden laut „Zerforschung“ selbst eine Woche nach Bekanntwerden der Sicherheitslücke die Betroffenen nicht vom Betreiber informiert.

Die Digitalisierung steht und fällt mit dem Datenschutz
Um der Digitalisierung des öffentlichen Lebens – einschließlich Behördengänge, Arztbesuche oder zukünftig auch Wahlen – zum Erfolg zu verhelfen, benötigt es die Akzeptanz aller Nutzer. Um auch die letzten Skeptiker von den Vorzügen digitaler Lösungen zu überzeugen, dürfen sich Vorfälle wie dieser nicht wiederholen.

Gerade in Zeiten, da immer mehr Betriebe und sogar streng regulierte Branchen ihre Daten in die Cloud migrieren, sind vertrauensbildende Maßnahmen der IT-Sicherheit von größter Bedeutung. Die grundsätzliche Verschlüsselung bei der Übertragung und Speicherung von sensiblen Daten ist dabei genauso als nicht diskutierbare Grundlage zu sehen wie der flächendeckende Einsatz starker Passwörter und der Zwei-Faktor-Authentifizierung.

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