In der digitalen Welt sind Passwörter in der Regel die erste Verteidigungslinie gegen Cyberbedrohungen. Doch ihre Anfälligkeit und die Selbstgefälligkeit bei ihrer Verwendung machen sie oft zum schwächsten Glied. Anlässlich des World Password Days, empfiehlt Check Point daher die Passwortpraktiken angesichts der zunehmenden Raffinesse von Cyberangriffen zu überdenken und neu zu bewerten.
Die Gefahren einer schlechten Passworthygiene
Die Nachlässigkeit bei Passwörtern hat weitreichende Folgen, insbesondere für Unternehmen. Bei Millionen von Menschen, die einfache Passwörter wie „123456“, „Passwort“ oder „Geheim“ verwenden, ist die Gefahr erschreckend groß. Solch laxe Sicherheitsvorkehrungen können ein Unternehmen schädigen.
Tatsächlich kann schon ein einziges schwaches Passwort weitreichenden Cyberangriffen Tür und Tor öffnen. So wurden beispielsweise Angriffe auf große Unternehmen wie Okta und 23AndMe durch gestohlene Anmeldedaten ermöglicht, was die weitreichenden Auswirkungen und die anhaltende Bedrohung durch schwache Kennwortpraktiken verdeutlicht.
Von Phishing-Angriffen bis hin zu Brute-Force-Angriffen entwickeln sich die von Cyberkriminellen eingesetzten Techniken weiter. Dank der Fortschritte im Bereich der künstlichen Intelligenz nutzen Hacker Algorithmen auf Basis des maschinellen Lernens, um Passwörter schneller als je zuvor vorherzusagen und zu knacken und jede Schwachstelle auszunutzen. Diese Ausweitung der Angriffsmöglichkeiten erfordert die Verwendung von Passwörtern, die nicht nur länger, sondern auch komplexer sind.
Passwortlose Zukunft
In der digitalen Landschaft ist die Rolle von Passwörtern inmitten des Aufkommens biometrischer Authentifizierung Gegenstand lebhafter Debatten unter Sicherheits-experten. Während einige dafür plädieren, Passwörter zugunsten biometrischer Lösungen - wie Fingerabdrücke oder FaceID - und moderner Alternativen wie Google Passkey wegen ihrer Bequemlichkeit und verbesserten Sicherheit vollständig abzuschaffen, befürworten andere die weitere Verwendung von Passwortmanagern oder einer Kombination von Methoden.
Trotz der Fortschritte in der Authentifizierungstechnologie sind traditionelle Passwörter auf verschiedenen Plattformen nach wie vor weit verbreitet. Die biometrische Authentifizierung ist zwar sicher, hat aber einen entscheidenden Nachteil: Einmal kompromittierte biometrische Daten können nicht geändert werden. Diese Schwachstelle kann zu einem unwiderruflichen Identitätsdiebstahl führen. Im Gegensatz dazu können herkömmliche Passwörter häufig aktualisiert werden, um unbefugten Zugriff nach einem Sicherheitsverstoß zu verhindern.
Außerdem sind viele Personen und Branchen immer noch auf Passwörter angewiesen, um auf wichtige Dienste wie E-Mail und persönliche Konten zuzugreifen. Es ist jedoch eine deutliche Verschiebung hin zur passwortlosen Authentifizierung zu beobachten, insbesondere in Bereichen mit strengen Sicherheitsanforderungen wie dem Bankwesen und der Unternehmenskommunikation. Diese Entwicklung umfasst die Einführung von Hardware-Tokens, Multi-Faktor-Authentifizierung mit alternativen Geräten und einmaligen Verifizierungs-Pins, die einen sicheren Zugang ohne herkömmliche Passwörter ermöglichen.
Grundlegende Passwort-Hygiene
Um die Sicherheit von Passwörtern zu erhöhen, empfiehlt Check Point die folgenden bewährten Verfahren:
- Komplexität und Länge: Passwörter mit einer Mischung aus Zahlen, Buchstaben und Symbolen erstellen und eine Länge von 12-16 Zeichen auswählen, um die Sicherheit zu erhöhen. Eine Erweiterung auf 18 Zeichen kann ein Passwort nahezu unknackbar machen, da die Zahl der möglichen Kombinationen exponentiell ansteigt. Mitarbeiter sollten darauf achten, dass das Passwort einzigartig ist und leicht zu erratende persönliche Daten wie Geburtstage oder Jahrestage vermeiden.
- Einzigartige Passwörter für verschiedene Konten: Die Wiederverwendung von Passwörtern für mehrere Plattformen sollte vermieden werden. Stattdessen empfiehlt es sich einprägsame Phrasen oder Sätze wie „meryhadalittlelamb“ oder eine sicherere Variante mit Sonderzeichen „#M3ryHad@L1ttleL4m8“ einzusetzen. Check Point Harmony Browse erhöht die Sicherheit, indem es die Wiederverwendung von Firmenpasswörtern auf externen Websites verhindert und vor Phishing und Malware schützt.
- Regelmäßige Updates: Passwörter sollten regelmäßig geändert werden, um das Risiko von Sicherheitsverletzungen zu minimieren. Diese Praxis ist besonders nach Sicherheitsvorfällen wie Datenlecks wichtig. Mit Tools wie Have I Been Pwned lässt sich überprüfen, ob die eigenen Konten bei einem Sicherheitsverstoß gefährdet wurden, und so rechtzeitig Aktualisierungen veranlassen.
- Multi-Faktor-Authentifizierung (MFA): MFA aktivieren, um eine zusätzliche Sicherheitsebene zu schaffen. Dadurch wird sichergestellt, dass selbst bei einer Kompromittierung des Passworts der unbefugte Zugriff blockiert wird.
- Sicherheits-KPIs: Unternehmen sollten die regelmäßige Änderung von Passwörtern durchsetzen und Lösungen für das Privileged Access Management (PAM) einsetzen, um den Zugriff auf Konten und Daten effektiv zu verwalten und zu überwachen. Die Aufklärung der Benutzer über solide Passwortpraktiken ist von entscheidender Bedeutung, um die Verteidigung gegen Cyberbedrohungen zu verstärken.
„Anlässlich des World Password Days ist es wichtig, sich bewusst zu machen, dass solide Passwörter die Grundlage für wirksame Sicherheitsmaßnahmen bilden, jedoch für sich gesehen nur den Grundschutz abbilden und, wo möglich, mit einem zweiten Faktor kombiniert werden sollen. Selbst mit den fortschrittlichsten Sicherheitstechnologien kann das einfachste Versehen bei Passwörtern Angreifern Zugang zu unseren Systemen verschaffen”, erklärt Marco Eggerling, Global CISO bei Check Point Software.
„Starke Passwörter sind mehr als nur eine Empfehlung; sie sind ein wichtiger Verteidigungsmechanismus. Indem wir die Sicherheit unserer Passwörter verstärken, schützen wir nicht nur unsere Daten, sondern erhalten auch die Integrität und das Vertrauen unserer gesamten Organisation. An diesem Tag sollten Unternehmen ihr Engagement für eine strenge Passwort-Hygiene erneuern und sicherstellen, dass ihre Verteidigungsmaßnahmen so robust sind, wie die Bedrohungen unerbittlich.”